In Hjallerup, einer kleinen Stadt im Norden Jütlands, trotzt eine Veranstaltung dem Trend sinkender Religiosität in der dänischen Gesellschaft: Die Hjallerup Bibelcamping zieht in der Kalenderwoche 31 jährlich Hunderte Familien und besonders viele junge Menschen an. Während landesweit laut aktueller Epinion-Umfrage nur noch 35 Prozent der Bevölkerung an Gott glauben – 2009 waren es noch 45 Prozent –, gibt es hier einen gegenläufigen Trend.
Vom 28. Juli bis 3. August 2025 versammelten sich rund 1.800 Teilnehmer auf dem weitläufigen Marktplatz von Hjallerup, um gemeinsam eine Woche rund um das Thema Glauben zu verbringen. Veranstalter ist die Indre Mission, eine traditionsreiche evangelische Bewegung, die nach eigenen Angaben insbesondere auf den Nachwuchs setzt: Im Jahr 2025 stellten 320 der Teilnehmer die Altersgruppe zwischen 18 und 25 Jahren, und es nahmen 270 Teenager teil. Hinzu kamen zahlreiche Kinder, was dem Treffen einen familienfreundlichen Charakter verleiht.
Das Camp lebt von einer bunten Mischung aus Zelten, Wohnwagen und großen Gemeinschaftszelten, die während der Veranstaltung die gesamte Fläche des Marktplatzes in Beschlag nehmen. Das Programm ist entsprechend facettenreich: Neben Bibelstunden und spirituellen Gesprächen werden viele Freizeitaktivitäten geboten – von Spielen über Diskussionen bis hin zu Musik- und DJ-Abenden speziell für die Jugend. Ziel der Organisatoren ist es, Glauben erlebbar und attraktiv zu gestalten, ohne auf die Gemeinschaft und Unterhaltung zu verzichten.
Für deutsche Beobachter ergibt sich daraus ein differenziertes Bild: Während die generelle Glaubensbindung in skandinavischen Ländern weiter zurückgeht, pflegen einzelne Gruppen weiterhin eine intensive religiöse Praxis. Die Veranstaltung zeigt, wie Kirche in Nordjütland einerseits Traditionsbewusstsein weitergibt, andererseits durch moderne Formate junge Menschen begeistert – und sich auch als sozialer Treffpunkt etabliert. Bemerkenswert ist, dass viele Teilnehmer die Camp-Woche als Urlaub und spirituelle „Tankstelle“ nutzen und es neben dem religiösen Aspekt auch um Gemeinschaft und Entspannung geht.
Wie viele Besucher kommt auch Henning Østergaard Jensen, ein regelmäßiger Gast aus Lemvig, mit seiner Familie und Freunden zur Bibelcamping. Für ihn ist nicht lediglich die religiöse Unterweisung, sondern auch das zwanglose Miteinander ein Grund zum Kommen. Gerade die Offenheit und der Austausch unter Gleichgesinnten werden von Teilnehmern als besondere Qualität dieses Treffens hervorgehoben.
Insgesamt zeigt das Beispiel Hjallerup, dass es auch in einer zunehmend säkularen Gesellschaft Orte und Formate gibt, in denen Glaube, Gemeinschaft und Freizeit eng miteinander verwoben werden.
