Dänischer Minister erkundet innovative virtuelle Weidezäune auf Fanø
Heute besuchte der dänische Landwirtschafts- und Ernährungsminister Jacob Jensen eine Feldstudie auf der malerischen Insel Fanø. Sein Ziel: Sich ein Bild von einem innovativen Projekt zur Nutzung virtueller Zäune für Weidevieh zu machen – eine bedeutende Entwicklung, die den traditionellen Elektronzaun ersetzen könnte.
Auf dem Hof von Landwirt Michael Baun warteten rund zwanzig Kühe neugierig auf den hohen Besucher. Sie nahmen die Neuankömmlinge zunächst freundlich in Augenschein, bevor sie sich wieder gemächlich dem Grasen widmeten. Eine besonders spielfreudige Kuh versuchte sogar, den Minister mit ihren Hörnern zu necken, was für allgemeine Erheiterung sorgte.
Das zentrale Thema des Besuchs war eine Technologie, die auf akustischen Signalen basiert. Anstelle von physischen Barrieren tragen die Kühe spezielle Halsbänder, die einen Ton abgeben, sobald sich die Tiere der definierten Weidegrenze nähern. Sollte eine Kuh die Grenze überschreiten, folgt ein leichter, aber abschreckender Impuls.
Initiator des Projekts, Dan Pode Poulsen, hofft, dass die positiven Ergebnisse der zweijährigen Feldstudie den Weg für eine Gesetzesänderung ebnen. Bisher ist der Einsatz solcher virtuellen Zäune in Dänemark noch nicht erlaubt. „Es gibt keine tierschutzrechtlichen Bedenken gegen das System,“ betonte Aage Kristian Olsen Alstrup, ein spezialisierter Tierarzt von der Universität Aarhus, der an der Studie mitwirkte. Seine Forschung ergab, dass die Kühe weder durch das Gewicht des Halsbands noch durch die akustischen Signale und elektrischen Impulse gestresst werden. Sie gewöhnen sich schnell an das System und verstehen die Warnsignale, ohne dabei ihr natürliches Verhalten zu verändern.
Ein klarer Vorteil dieser Technik ist ihre Flexibilität. Michael Baun kann die Weidegrenzen über eine App auf seinem iPad festlegen und bei Bedarf jederzeit ändern. Über GPS kann er die Bewegungen jeder einzelnen Kuh überwachen, was nicht nur die Effizienz, sondern auch die Sicherheit der Tiere erhöht. Sollte einer der Kühe die Weidegrenze überschreiten, kehrt sie meist schnell zurück, da Kühe bekanntermaßen Herdentiere sind.
Finanziell betrachtet bietet das System ebenfalls erhebliche Vorteile. Baun berichtete, dass die Installation eines traditionellen Zauns für sein 150 Hektar großes Areal rund 200.000 dänische Kronen (ca. 26.900 Euro) kosten würde. Das virtuelle Zaunsystem hingegen beläuft sich auf etwa 50.000 Kronen (ca. 6.700 Euro).
Die Reaktionen von Anwohnern und Touristen auf Fanø, die diese Technologie aus nächster Nähe beobachten konnten, sind überwiegend positiv. Die Möglichkeit, via QR-Code die genaue Position der Kühe zu erfahren, ermöglicht es Wanderern, ihre Aktivitäten entsprechend zu planen und den neugierigen Tieren entweder auszuweichen oder gezielt zu begegnen.
Nichtsdestotrotz gibt es auch kritische Stimmen. Dan Pode Poulsen weist darauf hin, dass das System nicht für wildlebende Tiere oder Rewilding-Projekte geeignet ist. Der Einsatz sollte auf Nutztierhaltungen beschränkt bleiben, wo eine regelmäßige Kontrolle und Betreuung der Tiere gewährleistet ist.
Michael Baun, der Landwirt, sieht die Entwicklung als einen bedeutenden Fortschritt. Einzige Sorge: „Der Bulle unseres Nachbarn könnte Gefallen an meinen Kühen finden, wenn er herausfindet, dass es keine physischen Barrieren gibt.“ Ein amüsanter Gedanke, doch in der Praxis bisher ohne Probleme umgesetzt.
Zusammenfassend bleibt zu hoffen, dass diese technologische Innovation den Weg für eine modernere und tierfreundlichere Landwirtschaft ebnet. Minister Jacob Jensen könnte mit seinem heutigen Besuch den entscheidenden Impuls gegeben haben, um die bereits überzeugenden Studienergebnisse in eine gesetzliche Neuregelung zu überführen. Die landwirtschaftliche Zukunft auf Fanø und möglicherweise weit darüber hinaus könnte damit in greifbare Nähe rücken.