Die dänische Umweltbehörde Naturstyrelsen warnt aktuell vor einer wenig bekannten, aber faszinierenden Wespenart: der sogenannten "Lys efterårssneglehveps". Für Laien mag sie auf den ersten Blick wie ein harmloses Stankelbein wirken, doch die Lebensweise dieser Wespe ist in Wahrheit besonders makaber und sorgt in Dänemark für Staunen und Grusel gleichermaßen.

Besonders in feuchten Wäldern, Gärten und Gebüschen macht die weibliche Wespe Jagd auf Schnecken. Hierbei nutzt sie ein spezialisiertes Organ, den Ovipositoren, der einem winzigen Bohrer gleicht. Mit hoher Präzision gelingt es ihr, diesen durch das Haus einer Schnecke zu führen und ein Ei ins Innere des Tieres zu legen. Die Mechanik des Ovipositoren ist beeindruckend: Zwei äußere, bewegliche Teile fixieren das Gehäuse, während ein dritter Teil sich mit sägenden Bewegungen zielgerichtet vorarbeitet. Diese mühselige Prozedur kann gut 15 bis 20 Minuten dauern.

Für deutsche Naturliebhaber ist das Phänomen aus mehreren Gründen interessant. Erstens zählt Dänemark zu den wenigen Regionen Mitteleuropas, in denen die "Lys efterårssneglehveps" nachgewiesen wurde. Sollte das Klima weiterhin milder werden, ist es nicht ausgeschlossen, dass sich diese Wespenart auch in Norddeutschland ansiedeln könnte. Zweitens bietet die komplexe Fortpflanzungsweise der Wespe interessante Aspekte für ökologische Forschung und Fragen des natürlichen Gleichgewichts – zumal die betroffenen Schnecken in landwirtschaftlichen Kreisen oft als Schädlinge gelten.

Das Weiterleben der befallenen Schnecken ist trügerisch: Die Wespenlarve entwickelt sich im Inneren langsam und ernährt sich gezielt vom frischen Gewebe ihres unfreiwilligen Wirts. Erst am Ende tötet die Larve das Tier und verpuppt sich schließlich im leeren Schneckenhaus. Trotz dieser dramatischen Strategie müssen Menschen keine Angst um ihre eigene Sicherheit haben: Nach bisherigen Erkenntnissen befällt die Wespe ausschließlich Schnecken. Dennoch bleibt die Beobachtung dieser Art ein spannendes Lehrstück über die skurrile Vielfalt der Natur.

Pünktlich zu Halloween machen dänische Naturpädagogen auf diese bizarre Geschichte aufmerksam und hoffen, damit Interesse und Verständnis für die Biodiversität zu wecken – nicht nur in Dänemark, sondern auch unter deutschen Gästen und Nachbarn.