In Ringkøbing ist auf dem zentralen Torvet eine ungewöhnlich offene Fotodokumentation gestartet, die ein bisher selten thematisiertes Thema in die Öffentlichkeit rückt: Eltern, die ein Kind verloren haben. Die Ausstellung mit dem Titel „For Mig Er Du Lige Her“ wurde am 14. November 2025 von Bürgermeister Hans Østergaard eröffnet und ist bis zum 11. Dezember zu sehen. Präsentiert werden großformatige Porträts von Müttern und Vätern, die bereit waren, über ihre Trauer zu sprechen – ein Schritt, der vielen schwerfällt, da diese Form des Verlusts in der Gesellschaft häufig tabuisiert bleibt.
Die präsentierten Geschichten und Fotografien zeigen, wie unterschiedlich Menschen mit dieser prägenden Erfahrung umgehen und dass Trauer auch langfristig in das Leben integriert werden kann, ohne jemals ganz zu verschwinden. Ein besonderes Anliegen der Ausstellung ist es laut Veranstaltern, die Sprachlosigkeit im Umfeld Betroffener aufzubrechen: Die Berührungsangst vieler Freunde, Nachbarn oder Kollegen, über das Thema zu sprechen oder Fragen zu stellen, macht es Eltern noch schwerer, mit dem Verlust umzugehen.
Die Ausstellung ist ein Projekt der preisgekrönten Fotodokumentaristen Andreas Haubjerg und Nanna Navntoft, entstanden zum 40-jährigen Bestehen der dänischen Elterninitiative Landsforeningen Mistet Barn. Für internationale Besucher, etwa aus Deutschland, ergibt sich die Möglichkeit, Einblicke in dänische Ansätze von Trauerarbeit zu gewinnen – in einem Land, das für seine offene und dialogorientierte Gesellschaft bekannt ist. Zudem regt die Veranstaltung dazu an, auch im eigenen Umfeld sensibler für stille Verluste und ihre Langzeitfolgen zu sein.
Wer in den kommenden Wochen in der Westjütland-Region unterwegs ist, kann die kostenfreie Ausstellung täglich auf dem Torvet in Ringkøbing besuchen. Dies bietet auch Gelegenheit, mit Menschen ins Gespräch zu kommen, die sich für einen bewussteren Umgang mit Abschied und Trauer engagieren.
