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U-Boot UC2 „Kraka“ am Hafen Rømø

UC2 "Kraka" im Hafen von Rømø – das kleine U-Boot mit der großen Geschichte
Wenn Du in Havneby, dem Hafen von Rømø, am Kai entlangspazierst, bleibt Dein Blick an etwas hängen, das hier eigentlich nicht hingehört – und doch perfekt passt: ein kleines, verwittertes U-Boot, das wie ein aus der Zeit gefallener Technik-Gast am Rand der Fischkisten, Leinen und Krabbenkutter ruht. Es ist kein Filmrequisit und auch kein Spielzeug. Vor Dir liegt UC2 „Kraka“, ein dänisches Mini-U-Boot, das eine erstaunliche Reise hinter sich hat: von der Werkstatt über Tauchfahrten und Kunstaktionen bis ins Dänische Technische Museum in Helsingør – und seit kurzem als stiller Hingucker und Gesprächsthema am Kai von Rømø. Dass es tatsächlich „Kraka“ ist, bestätigen sowohl Museums- und Technikquellen (Technikdaten, Baujahre) als auch aktuelle Fotos aus Havneby/Rømø – aufgenommen im April 2025.
„Kraka“ ist ein seltenes Stück Ingenieurskunst: privat gebaut, diesel-elektrisch angetrieben, klein genug für flache Gewässer – und groß genug, um Deine Fantasie in See stechen zu lassen. Doch hinter dieser Hülle steckt mehr als Patina: ein präzises System aus Tanks, Leitungen, Batterien und Ventilen. Und, ja, auch ein Name, der in Dänemark untrennbar mit einem düsteren Strafprozess verbunden ist. Dazu gleich mehr – sachlich und knapp, damit Du die Einordnung hast, ohne dass der Technikblick darunter leidet.

Was liegt da eigentlich? Ein Mini-U-Boot mit klaren Eckdaten
„Kraka“ – offiziell UC2 Kraka – wurde Anfang der 2000er-Jahre in Dänemark gebaut und 2005 in Dienst gestellt. Das Boot ist etwa 12,6 m lang, verdrängt rund 5–6 Tonnen, fährt diesel-elektrisch (etwa 40 kW Diesel, 6 kW Elektro) und schafft ungefähr 9 Knoten über Wasser sowie 3 Knoten getaucht. Die Besatzung: bis zu vier Personen. Die Konstruktion verfügt über Haupt- und Trimmtanks, ein Schnorchelsystem zum Laden und Fahren nahe der Oberfläche, Gel-Batterien (24 V) und – für Notfälle bzw. Taucheraktionen – eine Tauch-/Ausstiegsschleuse im Boden. Für ein Amateur-/Privatprojekt ist das beachtlich und technisch sauber gedacht.
Das Boot wurde intensiv genutzt und tauchte Dutzende Male, bevor es 2009 als Exponat nach Helsingør gelangte. Fotos dokumentieren den Transport und die Ankunft im Museum sowie seine Präsenz dort noch 2021. Heute steht die UC2 Kraka sichtbar am Hafen von Havneby/Rømø – ein Foto vom 27. April 2025 markiert die jüngste Station ihrer Reise.

Wer ist Madsen – und warum ist das relevant?

Peter Madsen
ist ein dänischer Tüftler/Unternehmer ohne klassische Ingenieursausbildung, aber mit jahrelanger Praxis in Metallbau, Raketen- und U-Boot-Projekten. Er baute nacheinander UC1 „Freya“, UC2 „Kraka“ und UC3 „Nautilus“ und war zudem an Copenhagen Suborbitals beteiligt, einer bekannten dänischen Hobby-Raumfahrtinitiative. Das gehört zur technischen Einordnung von „Kraka“.
Zur Vollständigkeit gehört aber auch: 2018 wurde Madsen rechtskräftig zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt (Fall Kim Wall). Die UC3 Nautilus, sein drittes und größtes U-Boot, wurde von den Behörden beschlagnahmt und 2018 zerstört; „Nautilus“ existiert nicht mehr. Das hat in Dänemark breite Spuren hinterlassen – gesellschaftlich, medial und museal. Für UC2 „Kraka“ bedeutet das: Man betrachtet das Boot heute primär als technisches Objekt mit eigener Geschichte – nicht als Bühne der Straftat (die betraf ein anderes Boot). Diese klare Trennung ist wichtig für den Blick auf die Sehenswürdigkeit am Rømø-Kai.

Von der Werkstatt nach Helsingør – und weiter nach Rømø: die Stationen
  • 2002–2005: Bauphase in Dänemark – Werkstattumfeld, viel Handarbeit, über 3.600 Arbeitsstunden; „Kraka“ wird 2005 in Dienst gestellt. Erste Tauchfahrten, Erprobung der Systeme.
  • 2005–2009: Einsatzzeit mit Veranstaltungen/Projekten. In Bildarchiven tauchen Hinweise auf künstlerische Aktionen und Präsentationen auf.
  • 2009: Transport/Überführung ins Danmarks Tekniske Museum (Helsingør). Fotos zeigen die Ankunft; das Boot wird Exponat.
  • 2010er: „Kraka“ bleibt Teil der Museumssammlung; lokale Seiten heben die Besonderheit hervor (erste dänische privat gebaute „echte“ Diesel-Elektro-U-Boot-Konstruktion).
  • 2021: Fotobelege bestätigen „Kraka“ weiterhin in der Ausstellung in Helsingør (Aufnahmedatum 30. 09. 2021).
  • April 2025: Foto belegt Standort Rømø/Havneby – die „Kraka“ steht trocken am Hafen und wird zur lokalen Kuriosität.

Hinweis zur Lücke:
Offizielle Pressemeldungen zum Umzug von Helsingør nach Rømø sind (Stand jetzt) nicht publiziert. Dass „Kraka“ bis 2021 im Museum stand, ist über Fotos belegt; der aktuelle Standort Rømø 2025 ist ebenfalls über eine unabhängige Fotoplattform dokumentiert. Dazwischen dürfte ein Abtransport/Einlagerung/Weitergabe erfolgt sein – hierzu liegen jedoch keine offiziellen Verlautbarungen vor.

Technik, die Du am Kai entdecken kannst (und was sie bedeutet)
Auch wenn Du „Kraka“ von außen betrachtest, verraten Details viel über die Funktionsweise eines Mini-U-Boots. Was Dir auffallen wird:

  • Kompakter Rumpf mit Tauchrudern und kleinem Turm: Typisch für midget subs, die in Küstennähe und flachen Gewässern operieren. Auf Rømø erkennt man die schlichte, funktionale Form deutlich.
  • Bullaugen / Sichtöffnungen: Wenige, kleine Fensteröffnungen sind konstruktiv heikel – Glas und Rahmen müssen Druck aushalten. Dass „Kraka“ sichtbare Öffnungen besitzt, hängt mit der geringen Einsatztiefe (um bis ca. 35 m) und ihrem zivilen Charakter zusammen. (Spezifikationen nennen eine maximale operative Tiefe und dokumentieren die zivile Nutzung/Erprobung, nicht militärische Einsätze.)
  • Schnorchel/Periskop-Aufbauten: Der Schnorchel ermöglicht Dieselbetrieb nahe der Oberfläche (Luftzufuhr/Abgasführung). Das reduziert Batterieverbrauch und lädt die Bordakkus während des „Schleichens“.
  • Tauch- und Trimmtanks: Sie lassen „Kraka“ innerhalb weniger Sekunden neutral tarieren, also schwebefähig machen. Das ist für kontrolliertes Ab-/Auftauchen in Hafen- und Küstengewässern entscheidend.
  • Tauchschleuse (Boden): Ein außergewöhnliches Feature für so ein kleines Boot. Sie erlaubt im Notfall das Verlassen des Bootes unter Wasser bzw. das Aus-/Einsteigen von Tauchern.
Kurz gesagt: „Kraka“ vereint pragmatische Ingenieurskunst mit dem Minimalismus eines Amateurprojekts. Gerade dieses Spannungsfeld macht die Faszination am Kai aus: Alles ist sichtbar, nichts ist verkleidet, und die Spuren der Jahre erzählen von echter Nutzung.


Warum „Kraka“? Ein Name aus der nordischen Sagenwelt
Der Name verweist auf Kraka, eine kluge Frau aus der nordischen Mythologie (in manchen Quellen als Gestalt mit List und Verstand beschrieben). Der Bezug passt: Auch dieses Boot lebt von cleveren Lösungen statt opulenter Technik – ein Aha-Effekt, wenn Du die Proportionen am Kai neben der großen weiten Nordsee siehst.

„Ist das nicht die Nautilus?“ – Bitte nicht verwechseln
Die Frage kommt oft, deshalb hier klar: Nein.
Die UC3 „Nautilus“ war ein anderes, größeres Boot (17,8 m). Es wurde nach dem Strafverfahren beschlagnahmt und 2018 vernichtet. Was Du in Rømø siehst, ist die UC2 „Kraka“ – kleinere Dimension, andere Silhouette, andere Geschichte.

Dein Besuch am Kai: Tipps, Fotospots & Etikette
Du kannst „Kraka“ von außen frei ansehen; es gibt keinen Eintritt und keine regulären Führungen (Stand: öffentlich sichtbarer Zustand, keine offizielle Öffnung des Boots). Plane 15–30 Minuten ein – perfekt als Abstecher beim Hafenbummel. Fotos sind natürlich erlaubt; gleichermaßen gilt: Respektiere Absperrungen, klettere nicht aufs Boot, und fasse nichts an, was gesichert ist – Rostkanten sind keine guten Souvenirs.


Beste Fotozeiten:
morgens oder spätes Nachmittagslicht. Wenn Boote im Hintergrund liegen, bekommst Du schöne Maßstäbe für die Größe (12,6 m wirken neben Fischkuttern erstaunlich handlich). Detail-Shots von Nietenreihen, Bullaugen, dem Turm oder den Tauchrudern erzählen „Technik“ – weitwinklige Aufnahmen am Kai erzählen „Ort“.


Kombitipps:
Einmal ums Becken schlendern, frische Garnelen probieren – und wenn Du Zeit hast: kleiner Abstecher ins Naturcenter Tønnisgård (Natur & Watt), die Bunkerreste in der Tvismark Plantage oder – ganz klassisch – Strand und Damm. So kombinierst Du Technik-Kuriosum und Rømøs Natur in einem Rundgang.

Warum steht „Kraka“ jetzt hier?
Museen arbeiten mit begrenzten Flächen und ständig wechselnden Schwerpunkten. Für „Kraka“ ist nachweisbar, dass sie 2009 nach Helsingør kam, 2021 noch dort stand und 2025 in Rømø fotografiert wurde. Ob es eine Leihgabe, eine dauerhafte Umplatzierung oder eine Übergangslösung ist, wurde öffentlich nicht verbindlich bekanntgegeben. Solange keine offizielle Stelle (Museum/Gemeinde) veröffentlicht, bleibt die sachliche Formulierung: „aktuell sichtbar am Hafen von Havneby“. Für Dich als Besucherin/Besucher ist das sogar ideal – selten kommt man einem U-Boot so nahe.

Kurzer Technik-Deep-Dive (für alle, die es ganz genau wissen wollen)
  • Antrieb: Diesel-Elektro. Über Wasser/Luftzufuhr: Diesel treibt die Welle, lädt Batterien. Unter Wasser: E-Motor übernimmt geräuschärmer. Vorteil: Reichweite/Flexibilität, Nachteil: komplexere Systeme (Luft, Abgas, Ventile).
  • Energie: 24 V-Gelbatterien (z. B. 400 Ah) versorgen E-Motor und Bordnetze. Gel-Akkus sind robust, lageunabhängig und wartungsarm – gut für kleine Druckkörper.
  • Tanks & Trimm: Zwei Haupt- und zwei Trimmtanks. Fluten/Blasen reguliert Auftrieb und Lage; „neutral buoyancy“ in ~20 Sek. ist für präzise Manöver in Hafen-/Küstenzonen Gold wert.
  • Tiefe & Rumpf: Maximale Einsatz-/Tauchtiefen sind für Mini-Boote begrenzt; „Kraka“ wurde nicht für große Tiefen gebaut, sondern für flache, sichere Tauchgänge an der Küste (operativ um ~35 m).
  • Sicherheit: Notausstieg über die Bodenschleuse; Druckluft/Kompressor erhöht Autonomie, bringt aber Wartungsaufwand.
Klingt trocken? Am Kai wird’s plötzlich lebendig: Wenn Du die Nietenreihen siehst und die Abstände der Durchbrüche zählst, spürst Du, wie handwerklich dieses Boot gedacht ist – „Form folgt Funktion“, im besten Sinne.


FAQ – die häufigsten Fragen einmal klar beantwortet

Kann ich das U-Boot betreten?

Nein. Es ist kein begehbares Exponat. Du kannst es von außen ansehen und fotografieren.


Ist das Boot militärisch?

Nein. „Kraka“ ist ein privat/experimentell gebautes Mini-U-Boot, keine militärische Konstruktion.

Ist das Boot die „Nautilus“ aus dem Kriminalfall?

Nein. Die UC3 Nautilus wurde beschlagnahmt und 2018 zerstört. In Rømø steht UC2 „Kraka“.

Warum steht das Boot am Hafen und nicht (mehr) im Museum?

Museen kuratieren ihre Flächen; „Kraka“ war 2009–mind. 2021 in Helsingør dokumentiert. 2025 ist sie mit Foto in Rømø/Havneby belegt. Offizielle Gründe/Pläne wurden nicht publiziert.

Wer ist Peter Madsen?

Ein dänischer Tüftler, der mehrere U-Boote und Raketenprojekte initiiert hat; 2018 wurde er im Fall Kim Wall zu lebenslanger Haft verurteilt. Das betrifft nicht „Kraka“, sondern u. a. die UC3 Nautilus.

Praktische Informationen (kurz & hilfreich)
  • Ort: Havneby (Hafen Rømø) – „Kraka“ steht trocken sichtbar am Kai. (Standortfotos: April 2025)
  • Zugang/Eintritt: Frei zugänglich – Außenansicht.
  • Zeitbedarf: 15–30 Minuten (Fotostopp + kurzer Rundgang).
  • Beste Tageszeit: Vormittag/Spätnachmittag (weiches Licht).
  • Hinweise: Nicht besteigen, nichts lösen/anfassen; Rostkanten sind scharf.
  • Kombitipp: Hafenbummel, Fischbrötchen, ggf. Naturcenter Tønnisgård/Strand (je nach Tagesplan).

Funfacts
  • Name mit Köpfchen: „Kraka“ ist nach einer klugen Figur der nordischen Mythologie benannt – passend für ein Boot, das mehr Grips als Gigantismus zeigt.
  • Mini mit Profi-Kniffen: Tauchschleuse im Boden – untypisch für so kleine Boote, aber enorm lehrreich fürs „Wie würde man’s machen?“.
  • Museumslebenslauf: Nachweislich 2009 im Museum angekommen, 2021 dort fotografiert, 2025 in Rømø abgelichtet – eine echte Objekt-Biografie am Wasser.
  • Kein Tatort: Häufig verwechselt – die „Nautilus“ existiert nicht mehr; „Kraka“ ist das andere Boot.

Kurzprofil: Peter Madsen (zur Einordnung)
Madsen wurde in Dänemark u. a. als U-Boot- und Raketen-Tüftler bekannt (Freya, Kraka, Nautilus; Copenhagen Suborbitals). 2018 verurteilte ein dänisches Gericht ihn im Fall Kim Wall zu lebenslanger Haft. Die Nautilus wurde beschlagnahmt und 2018 zerstört. Diese Fakten sind wichtig für die korrekte Trennung: „Kraka“ ist ein eigenständiges Objekt mit eigener Historie.

Fazit
Die UC2 „Kraka“ ist ein seltenes Technik-Zeitdokument, das Dir in Rømø/Havneby buchstäblich vor die Füße fällt. Sie zeigt, wie viel Ingenieurskunst in wenig Raum passt – und wie intensiv Technikgeschichte manchmal außerhalb von Museen erlebbar ist. Wenn Du Dich für Schiffe, Meerestechnik oder einfach Kurioses interessierst, solltest Du unbedingt ein paar Minuten einplanen. Und falls Du mehr Hinweise zur Reise von Helsingør nach Rømø findest: Melde Dich gern – wir ergänzen den Artikel laufend, sobald es offizielle Bestätigungen oder neue Quellen gibt.

Quellenangaben:


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Østre Havnevej 25–27 6792 Rømø, Dänemark


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