In den Wäldern und Parks Dänemarks begegnen Spaziergänger in diesen Tagen einem ungewöhnlichen Naturschauspiel: filigrane, weiße Fäden, die an frostigem Gras oder Moos wachsen. Das als "Nisseskæg" bekannte Naturphänomen gibt nicht nur in Dänemark, sondern auch unter Naturfreunden in Deutschland Rätsel auf. Es erinnert im Aussehen an feines Haar oder Spinnweben und bildet sich, wenn spezielle Bedingungen herrschen.
Dabei handelt es sich nicht, wie manche vermuten, um eine Moosart oder um kristallisiertes Salz. Wissenschaftlich betrachtet entsteht Nisseskæg (übersetzt etwa "Wichtelbart" oder "Nissenbart") aus einer spannenden Verbindung: Eine Pilzart in Verbindung mit feuchten und gleichzeitig frostigen Witterungsbedingungen sorgt für diese Erscheinung. Die feinen Pilzfäden, auch Myzel genannt, stoßen bei geeigneter Temperatur Wasser aus, das an der kalten Luft sofort gefriert und die bizarren, haarähnlichen Strukturen bildet. Diese sind sehr empfindlich und zergehen bei milderen Temperaturen umgehend.
Für deutsche Besucher oder Naturinteressierte ergibt sich damit eine besondere Gelegenheit, ein sonst selten beachtetes Naturereignis aus der Nähe zu betrachten. Während feuchte Waldböden und frostige Temperaturen auch in einigen Gegenden Norddeutschlands gelegentlich Nisseskæg begünstigen, ist es vor allem in den gemäßigten Nordländern wie Dänemark besonders häufig im späten Herbst und frühen Winter zu sehen.
Da Nisseskæg ideale Bedingungen wie nächtlichen Frost, hohe Luftfeuchtigkeit und das Vorhandensein spezieller Pilzarten benötigt, kann das Phänomen nicht regelmäßig beobachtet werden. Die Beobachtung lässt sich oft auf moosbewachsenen Baumstämmen oder liegendem Totholz machen, wenn die feinen weißen Strukturen morgens sichtbar werden.
Für Besucher lohnt also ein wachsames Auge beim nächsten Winterspaziergang – mit etwas Glück lässt sich ein ungewöhnliches und vergängliches Naturkunstwerk entdecken.
