In den dänischen Wäldern sorgt derzeit ein kurioses Naturphänomen für Aufsehen: das sogenannte ‚Nisseskæg‘, übersetzt etwa „Wichtelbart“. Die Naturverwaltung hat auf Social Media dazu aufgerufen, das Phänomen zu erraten, und bietet drei Auswahlmöglichkeiten: eine spezielle Moosart, kristallisierte Salze oder eine Kombination aus Pilzen und Frost.

Tatsächlich handelt es sich bei ‚Nisseskæg‘ um feine, haarartige Eisstrukturen, die sich auf Totholz bilden. Dafür ist ein Zusammenspiel von Pilzen (speziell das Myzel von Exidiopsis effusa) und spezifischen Frostbedingungen nötig. Das seltene Erscheinungsbild entfaltet sich, wenn feuchte Luft auf Temperaturen unter dem Gefrierpunkt trifft. Dann verdrängt das Myzel im Holz Wasser an die Oberfläche, das dort gefriert und zu diesen filigranen Eisfasern wird.

Für Besucher Dänemarks, aber auch für interessierte Naturfreunde in Deutschland, lohnt sich ein Blick in die kühleren Laub- und Mischwaldbereiche. Dort begegnet man ‚Nisseskæg‘ besonders an windstillen Tagen im Spätherbst und frühen Winter. Es ist ein kurzer und seltener Anblick: Das feine Eis schmilzt oft schon, wenn die Sonne aufgeht oder der Wind auffrischt. Wer diese natürliche Erscheinung fotografieren oder beobachten möchte, sollte daher früh aufstehen und Windstille abwarten.

Das Phänomen wird landläufig oft für eine Moosart oder ungewöhnliche Eiskristalle gehalten. Wissenschaftlich untersucht wurde es erst im 20. Jahrhundert. Für Mitteleuropäer ist interessant: ‚Nisseskæg‘ ist auch in deutschen Wäldern – zum Beispiel im Harz oder im Schwarzwald – mit etwas Glück zu entdecken.

Dieses Naturphänomen erinnert daran, wie vielfältig und außergewöhnlich ökologische Wechselspiele sein können. Für Besucher und Naturbegeisterte bietet es einen kleinen, spannenden Einblick in die besondere Artenvielfalt der skandinavischen Wälder.