Ein ungewöhnlicher Blick in die Vergangenheit prägt das nordjütländische Aabybro: Dort thront seit Kurzem ein eindrucksvolles Holzhaus im Stil der Wikinger in der großen Gartenanlage des Autismecenter Nord-Bo. Faszination für die nordischen Entdecker und ihr Mythos gehen hier Hand in Hand mit sozialem Engagement und Inklusion. Die Geschichte, dass die Nordboer – die ersten Siedler Grönlands, deren Verschwinden im 15. Jahrhundert zu den großen Rätseln der Zeit gehört – eventuell bis nach Aabybro gelangt sein könnten, wird in diesem Zusammenhang augenzwinkernd von Rolf Kjeldgaard erzählt. Kjeldgaard, ehemals Mitarbeiter des Zentrums und pensionierter Initiator, hat seine Begeisterung für das Thema Wikinger mithilfe einer engagierten Gruppe von Bewohnern auf die Realisierung dieses besonderen Projektes übertragen.

Das handwerklich von Grund auf in vielen Wochen und Monaten errichtete Holzhaus versteht sich als offene Begegnungsstätte. Zu den Besonderheiten zählen ein offenes Feuer sowie eigens entworfene Möbel aus Holz – darunter ein prunkvoller „Thronstuhl“ für den Häuptling – und dekorative Schilde, gefertigt vom engagierten Mitstreiter Niklas Rold. Die Einweihung am Mittwoch versammelte zahlreiche Gäste, darunter Vertreter der Norlys Vækstpulje, die das Projekt mit knapp 250.000 Kronen unterstützt hat. Die feierliche Eröffnung wich einer originellen Tradition: Statt eines Banddurchschnitts wurde symbolisch die Tür mit einer großen Schlüssel geöffnet. Unmittelbar danach wurde das Viking-Thema musikalisch lebendig und der Aufenthalt in dem neuen Haus eröffnet.

Für die Bürger des Autismecenter bedeutet das Wikingerhaus nicht nur ein neues Angebot für Aktivitäten im Freien, sondern ein inklusives Gemeinschaftsprojekt, das Teamarbeit, Kreativität und Geschichtsbewusstsein verbindet. Gerade für Menschen mit Autismus bietet der Bau ein experimentierfreudiges Umfeld mit viel Raum für sensorische Erfahrungen. Auch für deutsche Gäste ist der Besuch lohnenswert: Das Zentrum im beschaulichen Aabybro ist nicht weit vom Fährhafen Hirtshals entfernt und lädt dazu ein, das Wechselspiel von dänischer Geschichte und innovativer Sozialarbeit kennenzulernen. Die Kombination aus Tradition, handwerklicher Präzision und gesellschaftlicher Inklusion macht das Wikingerhaus zu einem gelungenen Beispiel für moderne Regionalentwicklung und gelebte Geschichte.